Let’s go to Norway!

Let’s go to Norway – unsere aufregende und lange Reise nach Norwegen. Hier werden wir ein sechs wöchiges Praktikum in einer Schule für Medien- und Gestaltung machen.

Wir schreiben heute den 05.Januar 2015. Mittlerweile sind wir endlich in Norwegen in unserem Internat angekommen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen und einrichtet haben, waren wir so kaputt, dass wir alle wie erschlagen in unsere Betten fallen wollten. Wenn ich an die lange Reise zurückdenke, die ich erfolgreich hinter mich gebracht habe, bin ich froh, dass ich nun hier bin.

Die unendliche Reise

Gestern Abend um 23:23 Uhr nahm ich den Metronom nach Göttingen. Mein Freund fuhr mich zum Bahnhof. Er hatte sich extra einen weiteren Tag frei genommen, um sich noch von mir verabschieden zu können. Er schleppte mir meinen Koffer, welchen ich am selbigen Tag gepackt hatte, zu dem richtigen Bahnsteig und wartete dort mit mir auf meinen Zug. Als der Zug eintraf, verabschiedete ich mich umfangreich von meinem Freund und stieg schweren Herzens in die Bahn, während er mir meinen Koffer in den Wagon stellte. Die Zeit ohne ihn würde sehr schwer werden, doch ich war fest entschlossen, die sechs Wochen durchzuziehen. So eine Chance bekommt man schließlich nicht noch einmal im Leben. Also winkte ich meinem Freund noch einmal zu, bevor mein Zug, inklusive mir, den Bahnhof verließ.

In Göttingen angekommen, schleppte ich meinen Koffer nun allein aus dem Wagon und versuchte mich erst mal zu orientieren. Ich hatte noch knapp eine Stunde Zeit, bis unser ICE nach Hamburg abfuhr. Somit schleppte ich mich und meinen Koffer in die Eingangshalle, um festzustellen, dass der Zug von einem anderen Gleis abfahren würde. Ich informierte meine Mitreisenden, dass wir jetzt von Gleis neun anstatt von Gleis vier losfahren würden.

Nach ungefähr 15 bis 20 Minuten Wartezeit, stellte ich fest, dass Alina in unmittelbarer Nähe war und ich gesellte mich zu ihr und ihrer Familie. Kurze Zeit später trafen noch Jan, Jonas und Kai ein und unsere Gruppe war komplett. Wir tauschten uns über unsere Erwartungen aus und erzählten uns, wie sich jeder auf die Fahrt vorbereitet habe. Wenig später mussten wir allerdings feststellen, dass es Probleme mit unserem Zug gab und unsere Stimmung sank sofort. Laut Internet gab es eine ärztliche Versorgung am Gleis und somit hatte der Zug 25 Minuten Verspätung. Doch am Ende stellte sich heraus, dass der ICE nun doch pünktlich kommen sollte. Also gingen wir kurz vorher auf unser Gleis und warteten auf das Gefährt, welches auch kurz darauf eintraf. Die anderen verabschiedeten sich nun noch von ihren Familien, während ich schon in den Wagon gestiegen war und mir einen angenehmen Platz gesucht hatte. Kurz darauf schleppten die anderen ihr Zeug in den Zug und gesellten sich zu mir. Um Punkt 00:47 Uhr verließ der ICE den Bahnhof und sauste in die Nacht. Wir gingen alle den Reiseplan durch und redeten noch über Kleinigkeiten, bis sich bei jedem von uns die Müdigkeit bemerkbar machte. Und so fielen uns fast allen allmählich die Augen zu und wir sanken in einen leichten Schlaf.

Der Hamburger Bahnhof und seine merkwürdigen Gestalten

Nach knapp zweieinhalb Stunden erreichten wir den Hauptbahnhof in Hamburg. Wir verließen den ICE und berieten uns, was wir als nächstes machen wollten. Da wir knapp eine Stunde Aufenthalt hatten, beschlossen wir zu McDonalds zu gehen und dort die Zeit verstreichen zu lassen. Überall im Bahnhof liefen gruselige Gestalten rum. Obdachlose, Betrunkene oder auch einfach geistig verwirrte Menschen. Bei dem Anblick solcher Leute bekam ich sofort ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich wollte so schnell wie möglich weg von diesem Ort. Doch ich verwarf meine Gedanken und versuchte einfach cool zu bleiben. Egal, wie komisch wir angeguckt oder wie blöd wir auch angelabert wurden. Schließlich betraten wir das besagte Fast-Food-Restaurant und Jonas und Jan bestellten sich was zu essen. Ich konnte jetzt noch nichts essen. Wir hatten es erst kurz nach drei Uhr in der Nacht und alleine bei dem Gedanken an Essen drehte sich mir der Magen um. Als die Jungs schließlich ihre Tüten voll mit ungesundem Essen in der Hand hielten, pflanzten wir uns auf eine Bank vor dem Laden, da drinnen alles belegt war. Ich zog mir meine Jacke enger, da ein frischer Windzug um mich wehte und mir leicht frisch war. Während es sich die beiden Jungs also schmecken ließen, fror ich mir im wahrsten Sinne des Wortes den Hintern ab. Hätte ich jetzt eine Decke oder wäre mein Freund bei mir, um mich zu wärmen. Das wäre so schön. … Ich wurde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen, als Jan von der Bank mit einem lauten Knall auf den Boden sprang. Er grinste nur und verweilte kurze Zeit in dieser Position. Neben uns lief die ganze Zeit eine dunkelhäutige Frau hin und her, die ziemlich viel wirres Zeug redete. Plötzlich ging sie auf einen großen Hund zu, der eine Bank hinter uns mit seinem Frauchen saß. Die verwirrte Frau beschimpfte den Hund und dieser fing schlagartig lautstark an zu bellen. Ich erschreckte mich so dermaßen, dass ich glaubte, mein Herz hätte für einen Moment ausgesetzt. Die Frau schien Angst zu bekommen und flüchtete. Im gleichen Moment steuerte Jan den Weg zur Toilette an. Wir alle waren ziemlich über die Situation von eben gerade geschockt und wussten nicht, was wir dazu sagen sollten. Klar, hier im Bahnhof mitten in der Nacht liefen schon ein paar gruselige Gestalten rum, aber mit so etwas hätte ich nicht gerechnet. Als Jan wieder kam, klärte er uns über den Grund von seinem ruckartigen Springen von der Bank auf. Die Frau habe unsere Koffer die ganze Zeit beobachtet und damit, dass er lautstark von der Bank gesprungen sei, wollte er sie verscheuchen. Doch die Frau ist dann auf den Hund losgegangen, vor dem sie allerdings dann Angst bekommen hatte. Während sie aus unserer Nähe flüchtete sollte sie Jan noch geschlagen haben. Das klang ziemlich krass. Warum musste sowas unbedingt uns passieren? Meine Stimmung war sowieso schon fast im Keller und jetzt noch sowas. Am liebsten würde ich direkt wieder nachhause fahren. Doch ich versuchte mich zusammenzureißen. Wenig später, nachdem wir unserer Empörung freien Lauf gelassen haben, machten wir uns auf den Weg zur S-Bahn. Auf dem Weg dorthin begegnete uns die nächste gruselige Gestalt. Diesmal war es ein verwirrter, betrunkener Junge, der uns nach dem Weg zu sich nachhause fragte. Als wir ihm sagten, dass wir den Weg nicht wissen, fing er an uns bis zu unserem Gleis zu verfolgen und uns dort vollzureden. Er erzählte uns dass er jetzt nach Mallorca fliegen wollte, um dort Party zu machen. Aber er meinte doch eben noch, dass er nachhause will, oder nicht? Ach, was soll’s. Der Typ war betrunken. Der konnte ja kaum noch gerade stehen. Nachdem der Kerl endlich wieder weggetorkelt war, sprach uns ein weiter Mann an und wies uns darauf hin, dass wir, wenn wir zum Flughafen wollten, weiter hinten auf dem Gleis in die Bahn einsteigen sollten. Na also, es gab also um diese Uhrzeit auch noch nette Leute. Wir folgten dem Mann und warteten auf die S-Bahn, welche kurze Zeit später angesaust kam. Mühselig stiegen wir in den engen Wagon und suchten uns einen Platz. Um 04:04 Uhr verließ die Bahn den Bahnhof und wir fuhren in Richtung Flughafen.

Am Hamburger Flughafen ohne Geld

Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt erreichten wir die Endstation Hamburger Flughafen. Wir verließen die Bahn und orientierten uns erst mal. Wir sahen zwei große Bildschirme, auf denen stand, in welches Terminal wir gehen mussten. Also suchten wir nach unserem Flug und sahen, dass wir in Terminal zwei zum Einchecken mussten. Somit steuerten wir die Richtung an, fuhren viele Rolltreppen hoch und gingen direkt zum Check-In. Dieser war allerdings noch geschlossen, jedoch wie es aussah, würde er bald öffnen. Also warteten wir noch ein paar Minuten, bis der Check-In geöffnet wurde und wir uns anstellen konnten. Es dauerte nicht lange, bis wir an der Reihe waren. Bei allen Koffern gab es keine Probleme, außer bei Alina. Sie hatte 32 Kilo für ihren Koffer gebucht und die Frau an dem Schalter konnte diese Angabe zunächst nicht finden. Nach unzähligen Minuten hatte sie es doch gefunden und alles war in Ordnung. Nun konnte ich meinen Koffer als letztes auf die Waage stellen. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil ich Angst hatte, dass mein Koffer doch zu schwer war, da ich nur 23 Kilo gebucht habe. Doch mein Koffer wog zum Glück nur 21 Kilo und alles war gut. Erleichtert atmete ich auf und nahm mein Ticket entgegen. Somit waren wir alle unsere Koffer erst mal los. Da wir diesmal alle langsam Hunger bekamen, gingen wir ins untere Stockwerk und suchten nach einem nicht so überteuerten Laden, bei dem wir uns etwas zu Essen kaufen konnten. Doch wir hatten kein Glück. Die Läden waren entweder noch geschlossen oder unbezahlbar. Also beschlossen wir zu unserem Gate zu gehen. Auf dem Weg dahin gingen wir an einer Art Café vorbei, in dem richtig viele Menschen auf den Bänken lagen und schliefen. Die waren wohl schon eine Weile hier. Am Gate angekommen mussten wir bei der Sicherheitskontrolle uns fast entblößen. Unsere Laptops mussten wir aus den Taschen nehmen, die Jacken, Schals und Mützen ausziehen, alle Hosentaschen entleeren und alles in einzelne Kisten legen. Alles, inklusive Handgepäck wurde geröntgt. Danach mussten wir durch eine Schleuse gehen, in der wir auf Metall getestet wurden. Es piepte … Ich musste zu einer Frau gehen, die mich absuchte und überall betastete. Ich musste sogar meinen Gürtel noch öffnen. Zum Glück durfte ich den aber wieder schnell schließen. Nachdem die Frau noch meine Schuhe abgesucht hatte – manche von uns mussten ihre Schuhe sogar ausziehen – durfte ich meine Sachen zusammen packen und mich wieder anziehen. Bei mir war zum Glück alles in Ordnung. Die Jungs wurden alle noch in einen extra Raum geschickt, in dem sie befragt wurden. Ich fragte mich, warum das bei uns Mädchen nicht der Fall war. Also warteten wir, bis die Jungs fertig waren und machten uns weiter auf dem Weg zum Gate. Da ich nun durstig war, beschloss ich mir etwas zu trinken zu kaufen. Ich ging also in den Duty-Free-Shop, holte mir eine Flasche Wasser und stellte mich an die Kasse. Als ich an der Reihe war, wollte ich die Flasche mit meiner Bankkarte bezahlen, doch diese wurde komischerweise nicht angenommen. Dabei war ich mir doch sicher, dass ich noch mindestens 50€ auf meinem Konto hatte. Die Kassiererin versuchte es erneut mit meiner Karte, doch diese wurde wieder abgelehnt. Sie meinte, ich sollte mal um die Ecke zu dem Bankautomaten gehen und dort Geld abheben. Ich folgte ihrem Rat – doch auch hier bekam ich kein Geld. Nachdem ich es erneut ein paar Mal probiert hatte, suchte ich jemanden, der mir weiterhelfen konnte. An der Sicherheitskontrolle sah ich zwei Polizisten stehen und fragte diese, wo man hier noch Geld abheben konnte. Sie zeigten mir den Weg. Ich folgte ihrer Weg Beschreibung, doch nirgends hatte ich Erfolg. Ich bekam aus keinem Automaten Bargeld. Schließlich fand ich einen Sparkassenautomaten, bei dem man auch den Kontostand abrufen konnte. Ich überprüfte dies und stellte geschockt fest, dass mein Geld fast weg war. Ich schaute in meinem Handy nach und sah, dass drei ausstehende Abbuchungen stattgefunden hatten. Somit kam ich an kein bisschen Bargeld. Meine Visakarte konnte ich auch nicht benutzen, da ich meinen Pin dafür noch nicht hatte. Also musste ich nun Alina fragen, die mich die ganze Zeit begleitet hatte. Das war mir so peinlich, dass ich am liebsten erst gar nicht gefragt hätte. Doch ich brauchte dringend etwas zu Trinken, sonst würde irgendwann mein Kreislauf schlapp machen. Alina war so nett, mir ein bisschen Geld zu geben. Somit konnte ich wieder in den Laden gehen und mir eine Flasche Wasser kaufen. Da die Zeit schon ziemlich vorangeschritten war, suchten wir die Jungs auf und entschieden uns, zu unserem Gate zu gehen. Dort angekommen, pflanzten wir uns auf ein paar freie Sitzplätze und warteten die Zeit ab. Da ich immer noch ziemlichen Hunger hatte, kramte ich mein Brötchen, welches ich mir noch vor Antritt der Reise geschmiert hatte, aus meiner Tasche und biss genüsslich hinein. Schnell hatte ich mein Brötchen aufgegessen. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es in wenigen Minuten weitergehen würde. Eine Frau ging rum und machte an den größeren Handgepäckstücken, einschließlich meines, einen Zettel, dass diese in einem speziellen Anhänger untergebracht würden. Wenn wir landen, würden wir die sofort wiederkriegen. Um 07:05 Uhr war es endlich soweit, unser Flug wurde aufgerufen. Wir sammelten unser Gepäck zusammen und stellten uns bei der Menge an. Wir wurden zu einen Bus geführt und stiegen in diesen. Der Bus fuhr uns zu unserem Flugzeug, da dieses nicht allzu groß war. Wir stiegen aus dem Bus aus, legten unser Handgepäck in einen Wagen und betraten den Flieger. Ich schaute auf meinem Ticket, welche Sitznummer ich hatte und suchte den entsprechenden Platz. Dort setzte ich mich ans Fenster. Langsam bekam ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich bin zwar schon einmal geflogen, aber daran kann ich mich nicht bewusst erinnern. Ich war gerade mal eineinhalb Jahre alt als meine Mutter mit mir nach Mexico flog. Jetzt war es etwas komplett anderes. Jetzt kriegte ich den Flug bewusst mit und ich hatte Angst. Am liebsten würde ich das Flugzeug wieder verlassen. Doch ich versuchte mich zusammenzureißen und gelassen zu bleiben. Ich würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Plötzlich merkte ich, wie der Flieger um 07:35 Uhr ins Rollen kam. Ich blickte aus dem Fenster und nahm wahr, wie mein Herz zu hämmern begann. Ich heftete meinen Blick nach draußen und versuchte meine Umgebung wahrzunehmen. Wir fuhren auf die Startbahn zu und mit einem Ruck gab das Flugzeug Gas und ich wurde in meinen Sitz gedrückt. Und schon merkte ich, wie der Flieger abhob. Auf meine Lippen schlich sich ein Grinsen. Ich hatte es geschafft. Ich war in der Luft. Ich schaute weiter aus dem Fenster und konnte es gar nicht glauben. Alles sah so atemberaubend schön aus. Ich sah die ganzen Lichter der Stadt Hamburg von oben. Traumhaft schön. Dann flogen wir durch eine Wolkendecke. Kurz darauf durch die nächste. Die Wolken sahen aus wie kleine flauschige Wattebällchen, die sich dicht aneinanderreihten. Als könnte man sich mit Leichtigkeit darauf fallen lassen und man würde federweich aufgefangen werden. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Zwischenzeitlich boten die Flugbegleiterinnen etwas zu Essen und zu trinken an und verkauften Dinge, wie Zigaretten, Elektrogeräte und vieles mehr. Wir bekamen kleine Lunchtüten ausgehändigt, in der ein Brot mit Salami oder Käse, ein Schokoriegel und eine kleine Flasche Wasser war. Ich nahm die Tüte dankend an und widmete mich wieder dem Fenster, während ich das Brot aß. Am Horizont bildete sich ein orange-roter Streifen Licht von der Sonne. Die obersten Wolken färbten sich nach einer Zeit in einen angenehmen Rotton. Ich beobachte bestimmt eine Stunde lang die Wolken und das, was unter ihnen lag, bis mir langsam die Augen zu fielen. Die Müdigkeit überkam mich mit einem Schlag. Doch ich kämpfte dagegen. Ich wollte weiter aus dem Fenster sehen, wollte weiter diesen unglaublichen Ausblick genießen. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr. Mir fielen die Augen einfach zu und ich schwebte durch die Lüfte, hin zu einem Traum.

Über den Wolken Richtung Oslo

Über den Wolken Richtung Oslo

Flug nach Oslo

Unsanft wurde ich von einer Durchsage geweckt. Wir würden jetzt zum Sinkflug ansetzen und uns bereit zur Landung machen. Ich steckte mich, was bei dem bisschen Platz, den ich hatte, eigentlich so gut wie unmöglich war. Dann schaute ich erneut aus dem Fenster und stellte fest, dass wir wirklich an Höhe verloren. Wir durchbrachen die obere Wolkenschicht und dann die untere. Und schon kam eine wunderschöne Landschaft zum Vorschein. Wir waren doch schon in Norwegen, oder? Warum lag hier kein Schnee? Nur vereinzelt an ein paar Waldstücken sah man kleine Schneeverwehungen, aber sonst war alles grün. Das einzige, was noch auf die Kälte hinwies, waren die vereisten Seen und Flüsse. Sonst würde man gar nicht denken, dass wir hier im tiefsten Winter waren. Das Flugzeug flog eine Kurve und legte sich dabei fast auf die Seite. Das war ein komisches Gefühl. Überall in meinem Körper fing es an zu Kribbeln, aber irgendwie gefiel es mir. Ich beobachtete, wie wir langsam auf die Landebahn zurasten und versuchte den schmerzhaften Druck in meinen Ohren zu ignorieren. Kaum setzte der Flieger auf den Boden auf, bremste er so stark, dass ich fast aus meinen Sitz geschleudert wurde. Mir blieb fast die Luft weg. Als das Flugzeug zum Stehen kam, schnallte ich mich ab und stand mit weichen Knien und wackeligen Beinen auf. Vorsichtig und langsam verließ ich den Flieger und war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Flug war es jedoch wert. Ich schnappte mir meine Tasche und trottete zu den anderen aus meiner Gruppe. Wir stiegen in den Bus und fuhren zum Flughafen. Auf der Fahrt redeten wir über den Flug, wie beeindruckend er doch war, ganz anders, wie wir es uns vorgestellt hatten. Als der Bus zum Stehen kam, stiegen wir aus und gingen in das riesige Flughafengebäude. Wir kamen in eine Halle mit vielen Gepäckbändern. Also suchten wir das, auf denen unsere Koffer kommen würden. Es dauerte eine Ewigkeit, bis endlich unser Gepäck kam. Als wir alle unsere Sachen hatten, gingen wir in die Eingangshalle und warteten.

Endlich in Norwegen

Liss-Heidi und Øystein, unsere Bezugspersonen hier in Norwegen, sollten uns abholen. Nach einigen Minuten Wartezeit kamen sie auch und sammelten uns ein. Wir gingen zu einem großen Van, das Auto von Liss-Heidi, luden unser Gepäck ein und stiegen in den Wagen. Ich machte es mir auf meinem Platz bequem und schaute aus dem Fenster. Es hieß, dass wir jetzt eineinhalb Stunde fahren würden, bis wir in Åmot ankommen würden. Für wenige Minuten beobachte ich die Stadt Oslo und die Landschaft, die sich dort hinter verbarg, jedoch war ich noch so müde von meinem kurzen Schlaf im Flugzeug, dass mir nach einer Zeit erneut die Augen zu fielen. Und dieses Mal wehrte ich mich nicht dagegen, sondern ich versuchte einfach ein bisschen zu schlafen. Hin und wieder wachte ich auf, weil wir entweder gerade standen und ich dachte, wir seien da oder wir fuhren durch eine scharfe Kurve und ich wurde regelrecht aus meinem Sitz geschüttelt.

Ankunft in der Schule

Wir wurden geweckt, kurz bevor wir Åmot erreichten, damit uns unsere Betreuer ein paar Dinge erklären konnten. Sie zeigten uns Einkaufsmöglichkeiten, wo es nicht so abartig teuer war, und Bushaltestellen, die für uns relevant waren. Dann fuhren wir weiter zur Schule. Wir folgten den Lehrern in das Lehrerzimmer. Dort wartete ein köstliches Frühstück auf uns. Ich hatte einen riesigen Hunger. Wir alle bedienten uns und aßen, bis wir satt waren. Das tat gut. Während des Frühstücks teilten wir die Zimmer fürs Internat ein, indem wir die Schlüssel blind zogen. Mein Zimmer war im D-Block Nummer 202. Nachdem wir kurz verdaut hatten, führte uns Liss-Heidi in der Schule rum. Sie zeigte uns alles, was wir wissen mussten. Den Radioraum, das Fotostudio, den Drucker, das Klassenzimmer, die Toiletten, das Lehrerbüro, die Kantine, die Bücherei. Sie erklärte uns zusätzlich noch, wie die Schule aufgebaut war und wie wir uns am besten zurecht finden würden. Die Schule war in A-,B-,C- und D-Blöcken aufgeteilt und alle sind mit Fluren verbunden. Wir würden uns hauptsächlich im C-Block aufhalten. Außerdem wurden wir allen möglichen Leuten vorgestellt. Den Lehrern, den verschiedenen Jahrgängen an Mediengestalter, den Angestellten der Schule. Anschließend gingen wir wieder zu Øystein, der mit uns in den Computerraum ging, in dem wir Laptops ausgehändigt bekamen. Dazu bekamen wir noch einen Rucksack, in dem wir die Geräte verstauen konnten. Zum Schluss gingen wir zu der Klasse, in der wir hauptsächlich sein würden und machten da noch den restlichen Unterricht mit.

Einkaufen auf Norwegisch

Nachdem der Unterricht vorbei war, holten uns Liss-Heidi und Øystein ab. Wir stiegen wieder in den Van und fuhren tiefer in die kleine Stadt hinein. Wir hielten vor einem dieser Einkaufsläden an und besorgten uns die nötigsten Dinge. Das gestaltete sich leider etwas schwierig, da wir mit der Währung noch nicht vertraut waren und wir kein Norwegisch konnten. Somit versuchten wir einfach das Billigste nach Gefühl zu kaufen. Nachdem wir glaubten, alles zu haben, was wir vorerst brauchten, gingen wir und bezahlten. Anschließend packten wir alles in Tüten und schleppten unsere Einkäufe zum Auto. Nun ging es ins Internat.

Dort angekommen stiegen wir aus dem Van aus und wollten unsere Koffer rausholen. Doch uns wurde gesagt, dass wir die nicht brauchten, dass die Betreuer uns noch ein paar Dinge zeigen wollten. Also folgten wir ihnen auf schweren Beinen. Wir waren alle so kaputt und wollten nur noch ins Bett. Wir gingen in die Kantine und die Lehrer erklärten uns, wann es Essen gab und was es kosten würde. Wir hörten angestrengt zu, damit wir auch jedes Wort durch unsere müden Ohren verstanden. Anschließend gingen wir ins Internatsgebäude. Hier wurde uns gezeigt, wo wir Wäsche waschen konnten und welche Freizeitmöglichkeiten es gab, wie z.B. Tischtennis oder Billard. Anschließend gingen wir in die Wohnung der Jungs und probierten die Laptops aus, loggten uns ins Internet ein und besprachen noch ein paar Dinge. Ich war begeistert. Das WLAN war echt schnell und lief ohne Probleme. Das machte die Zeit hier natürlich um einiges einfacher. Wir bahnten uns nun den Weg zurück zum Van und konnten nun endlich unsere Koffer holen. Nun wurde uns noch gesagt, von wo und wann unser Bus fahren und wie lange er brauchen würde. Uns wurde noch gesagt, wann und wo wir morgen früh mit dem Bus fahren müssen. Dann ging es endlich in die Zimmer. Der Bus würde täglich um 07:25 Uhr abfahren und wir bräuchten ungefähr 10 bis 15 Minuten bis zur Schule. Zu aller Letzt verabschiedeten wir uns noch voneinander. Wir brachten die Koffer auf unsere Zimmer, die wir begutachteten und auch ziemlich schnell bezogen und einrichteten. Die Zimmer waren eigentlich gar nicht so schlecht, nur es hätte etwas sauberer sein können. Ich fand mich damit ab, dass man nicht jeden Luxus haben kann und gab mich mit dem Zimmer zufrieden.

Nun liege ich total erschöpft im Bett, nachdem ich mit meinem Freund geskyped habe, und freue mich so ganz und gar nicht darauf morgen um 05:45 Uhr aufzustehen und dann den ganzen Weg zur Bushaltestelle zu laufen. Aber was muss, das muss. Und in diesem Sinne sage ich Gute Nacht und ich freue mich auf spannende sechs Wochen Auslandspraktikum in Norwegen.

Jennifer